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Unwetterereignis in der Gemeinde Rohr

icon.crdate12.07.2021

Stark betroffene Ortsteile: Regelsbach und Hengdorf

Pressegespräch - Unwetterereignis in der Gemeinde Rohr

Stark betroffene Ortsteile: Regelsbach und Hengdorf

Gegen 08:30 Uhr war die Lage noch übersichtlich und als normal zu bezeichnen. Mit dem gemeindlichen Bauhof wurden telefonisch kleinere Maßnahmen in den Ortsrandlagen von Hengdorf und Regelsbach abgestimmt. Bereits zwei Stunden später erreichten innerhalb kürzester Zeit die Sturzfluten die Ortsmitte von Regelsbach, zeitversetzt etwas später die Ortschaft Hengdorf, im weiteren Verlauf auch Dietersdorf und Wolkersdorf.
 

Beschreibung der Situation

In Regelsbach stand das ganze Dorfgebiet in der Ortsmitte vollständig unter Wasser. In den Wohnhäusern der tieferen Lagen liefen innerhalb von Minuten Keller und die Erdgeschosse voll. Der Wasserpegel in den Wohnungen stieg stellenweise über die Steckdosen und in den Kellern wurden Verteilerkästen vollständig überschwemmt, so dass der Strom ausfiel. Auch das Feuerwehrhaus stand bis zu einem halben Meter unter Wasser.

Aus verschiedenen Himmelsrichtungen brachen sich die braunen Fluten Richtung Ortsmitte Bahn.

Im Westen lief zunächst von den Einzugsgebieten der landwirtschaftlichen Flächen ein Sturzbach in den so genannten Badeweiher, dieser lief schnell über und die Wassermassen brachen zum Ortszentrum. Im Osten verwandelte sich ebenfalls ein Feldweg zu einem reißenden Bach. In der Talaue lief ein weiterer Teich über, so dass sich ein breiter Strom in der Talsohle in Richtung Hengdorf ergoss. Hier treffen vor der Ortschaft die beiden Bäche Regelsbach und Zwieselbach zusammen. Auch von Großweismannsdorf her lief das Tal voll. Hengdorf wurde ebenfalls geflutet. Am Feuerwehrhaus wurden alle Türen und Tore geöffnet, damit der auf einem halben Meter stehende Wasserpegel durch das Gebäude fließen konnte. In Garagen geparkte PKWs standen bis zur Motorhaube im Wasser. Gott sei Dank bleiben hier die Erdgeschosse der Häuser gerade noch verschont.


Einsatz der Freiwilligen Feuerwehren

Um 10:17 Uhr wurden die FWen alarmiert. Im Einsatz waren die Feuerwehren Regelsbach, Hengdorf- Nemsdorf, Rohr, Gustenfelden, Weiler, Leitelshof aus der Gemeinde Rohr, FF Dietersdorf Stadt SC. Von der FF Wendelstein wurden sechs Europaletten mit ca. 700 Sandsäcken gestellt, die SEG verpflegte die insgesamt 70 Feuerwehrkamerad*innen. Straßensperren und Umleitungen mussten auch mit Unterstützung der Straßenmeisterei des Staatlichen Bauamtes errichtet und immer wieder geändert werden.

Unter dem Einsatz von 10 Pumpen, darunter schwere Tragkraftspritzen und drei Wassersauger wurden die Wassermassen über die Staatsstraße in den Talgrund abgepumpt. Weiter wurden unzählige Keller ausgepumpt. Die Einsätze dauerten bis in den frühen Abend. Um aufgrund des anhaltenden Regens die stark beschädigten Anwesen vor weiteren Überflutungen halbwegs schützen zu können wurden auch mit 120 Sandsäcken aus Rohr Barrieren errichtet. Es wurden gemeindeweit ca. 30 Einsatzstellen abgearbeitet. Zudem drückte das Grundwasser auch in höheren Lagen durch die Bodenplatten der Häuser, so dass auch nicht überfluteten Bereichen, Wasser in die Keller lief. Der Kellerraum des Sportgeländes des TC Regelsbach wurde ebenfalls überflutet, obwohl die Lage der Tennisplätze weit entfernt von der Dorfmitte liegt. Auch hier musste die FW mehrere Stunden pumpen.

Der gemeindliche Bauhof errichtete Wälle und Gräben in den Flurwegen der Ortsrandlage. Nachdem das Kanalnetz hoffnungslos hydraulisch überlastet war, wurde im tiefen Wasser immer wieder versucht, die Straßeneinlaufschächte und Rinnen zu lokalisieren, um diese gegebenenfalls von Schwemmgut frei zu machen. Das Nadelöhr für die Wassermassen ist der Durchlass des Regenwasserkanals, der unter der Staatsstraße in den Wiesengrund führt. Hier musste die N-Ergie eine Trafostation überprüfen, da diese gefährlich nahe an den Sturzbächen situiert ist.


Schäden

Neben den von den Wassermassen aufgerissenen Flurwegen ist davon auszugehen, dass Mineralbeton, Splitt und Geröll die Einlaufschächte und Haltungen des Kanalnetzes zugesetzt hat, was die hydraulische Aufnahmefähigkeit zusätzlich verringert. In den Feuerwehrhäusern entstanden Schäden, die erst noch genau zu ermitteln sind. Am schlimmsten hat es aber Hauseigentümer in der Ortsmitte getroffen. Bis zum späten Abend wurden dort noch Keller ausgepumpt und der vollständige Hausrat aus Keller und Erdgeschoss von insgesamt fünf Anwesen zu mannshohen Möbelbergen bis in die Nacht aufgetürmt. Einige der Hausbesitzer hatten bereits am letzten Sonntag schon mit Wassereintritt in den Kellern zu kämpfen. Eine Anwohnerin konnte sich gerade noch aus dem Keller retten, ehe dieser bis zur Kellerdecke in Minuten volllief. Gott sei Dank sind keine Personen oder Einsatzkräfte verletzt worden.


Ursachen

Die Böden waren durch die anhaltenden Regenfälle maximal gesättigt. Ca. 80 bis 90 Liter Regen auf den Quadratmeter ließ bereits in den Außenlagen innerhalb kürzester Zeit Flurwegen zu reißenden Bächen anschwellen. Das Kanalnetz war dementsprechend schnell überlastet. Aus den Revisionsschächten des Mischwasserkanals in den Talwiesen brachen sich die Wassermassen Bahn. Die übergelaufenen Teiche verstärkten zusätzlich diese Flut.


Vorsorgemaßnahmen

Für die Ortsmitte von Regelsbach liegen bereits Planungen für Kanalbaumaßnahmen und Entlastungsbauwerke vor. Die bereits beauftragte Firma wird nächste Woche mit dem Austausch von Straßeneinlaufschächten in der Staatsstraße beginnen. Die Arbeiten zum Neubau von zwei Abschnitten mit getrenntem Oberflächenwasser- und Schmutzkanal in den Wiesengrund sind in der Hengdorfer Straße zur Ausführung für September vorgesehen. Für einen zusätzlichen Regenwasserentlastungskanal durch das Tal bis zum Einlauf in den Regelsbach wurde durch das Ingenieurbüro Wolfrum aus Wendelstein bereits eine Entwurfsplanung erstellt. Flankiert werden diese Tiefbaumaßnahmen durch die schrittweise Änderung des Kanalnetzes von Misch- auf Trennsystem.

Mit dem geplanten Kreuzungsumbau soll zusätzlich ein Notüberlauf in den neuen Straßenast zum Wiesengrund hin vorgesehen werden.

Ein weiterer sehr wichtiger Aspekt sind die noch anstehenden Maßnahmen in der Flurneuordnung für das Verfahrensgebiet von Regelsbach, Hengdorf, Nemsdorf. Die Wassermassen müssen bereits in der Flur zurückgehalten und gedrosselt in die Talräume abgeleitet werden. Zudem soll möglichst viel Wasser in den landwirtschaftlichen Flächen verbleiben. Die Gemeinde Rohr ist zuwendungsberechtigt in der Initiative „Bodenständig“, die über das Amt für Ländliche Entwicklung in Ansbach koordiniert wird. Ein geologisches Fachbüro berechnet und erarbeitet derzeit für sechs große Wassereinzugsgebiete geeignete Maßnahmen.

 

Quellen:
Gedächtnisprotokoll Erster BGM F. Fröhlich
Einsatzbericht der Einsatzzentrale der Stützpunktwehr Rohr in Koop. Mit Regelsbach und Gustenfelden

 

-Kostenlose Infos und Downloads der Initiative Hochwasser.Info.Bayern-

Mit dem Themendienst für kommunale Veröffentlichungen stellt die Initiative Hochwasser.Info.Bayern kostenlos Texte als Bürgerinfo zur Verfügung. Gerade vor dem Hintergrund der kürzlichen extremen Niederschläge mit Überflutungen in der Gemeinde Rohr und der dadurch entstandenen, massiven Schäden bietet der Themendienst Texte mit wichtigen Informationen und Hilfestellungen zur Hochwasservorsorge und zum angemessenen Verhalten im Hochwasserfall - denn nur wer gut informiert ist, kann adäquat vorsorgen.

Die Informationen und Texte können auf dem Infoportal https://www.hochwasserinfo.bayern.de/aktiv_werden/uebersicht/index.htm direkt heruntergeladen werden.